Rettende Verspätung

Blumen und Kränze erinnern daran, dass vor 76 Jahren tausenden Menschen in den eisigen Gewässern der Ostsee ertrunken sind. Foto: VdG.pl

Es waren nur drei Schiffe, aber 20.000 Opfer. Am 28. August hat der Bund der deutschen Bevölkerung in Gdingen den Opfern der „Wilhelm Gustloff“, der „Goya“ und der „von Steuben“ gedacht. Die Feier setzte sich aus zwei Teilen zusammen. Der erste Teil – ein ökumenischer Gottesdienst in der katholischen Kirche der „Mutter Gottes der unerschöpften Hilfe und des heiligen Petrus des Fischers“ in Gdingen, der zweite Teil – die Kranzniederlegung am Ort, von dem am 30. Januar 1945 die „Wilhelm Gustloff“ auf ihre letzte Fahrt auslief. Dort erinnerte Henryk Hoch, der Vorsitzende des Verbands der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, dass auf den drei Schiffen vor allem Flüchtlinge aus Ostpreußen fuhren, darunter viele Frauen und Kinder. Man nimmt an, dass unter den etwa 20.000 Opfern allein 5.000 Kinder waren.
Blumen und Kränze wurden ins Meer geworfen. Mit dieser symbolischen Geste gedachten sie den tausenden Menschen, die in den eisigen Gewässern der Ostsee ertrunken sind. Iris Wolf, die neue Konsulin im deutschen Generalkonsulat in Danzig sagte: „Ich wäre nicht hier auf dieser Feier, wenn sich meine Großmutter nicht zur „Gustloff“ verspätet hätte“. Die Familie ihrer Mutter stammte aus Litauen. Im Zweiten Weltkrieg floh sie zweimal aus ihrem Zuhause. Auf der ersten Flucht in Kulm ihre Mutter geboren. Von dieser Flucht kehrten ihre Großeltern nach Hause zurück, und wenig später, als ihre Mutter gerade einmal ein Jahr alt war, flohen sie erneut. Und eben während dieser Flucht erreichten sie die „Gustloff“ nicht. „Ich schaue auf diese Küste und bin mir darüber im Klaren, dass hier, genau hier, wo ich jetzt bin, sich vor 76 Jahren mein Schicksal entschieden hat“, so Konsulin Wolf.
Benedykt Reschke, Vorsitzender des Bundes der deutschen Bevölkerung in Gdingen, erinnerte, dass die Versenkung der „Wilhelm Gustloff“, der „Goya“ und der „von Steuben“ durch russische U-Boote die größte Meerestragödie in der Menschheitsgeschichte war. Auf der „Gustloff“ kamen mindestens 6.600 Mnschen um, auf der „Goya“ 6.000 und der „von Steuben“ etwa 4.500. Die meisten davon waren Einwohner von Ostpreußen.

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